Verhältnis der Haushalte mit und ohne PKW in Leipzig. Vereinfachte Darstellung, in Wirklichkeit sind die Haushalte unregelmäßig über die Stadt verteilt (Kartengrundlage: Stadt Leipzig, Grafik: FUSS e.V.)

Die Leipziger Ortsgruppe vom Fachverband für Fußverkehr, Fuss e.V., kritisiert die Planung zu den 17 Stellplätzen an der Pfaffendorfer Straße und drängt auf eine Lösung, die deutlich weniger stark in den Gehwegbereich eingreift. „In der vorgegebenen Situation verbleiben zwischen dem Bordstein und dem äußerem Rand der Gehbahn ca. 3,8 Meter – dies ist aber für die Anordnung von Senkrecht-Parken zu wenig“, so Bertram Weisshaar von Fuss e.V.. Es bleiben somit nur drei Möglichkeiten:

  • Aus Perspektive der autofreien Mitbürger wäre auf die Anordnung von Stellplätzen im jetzi- gen Gehwegbereich generell zu verzichten.
  • Das Anordnen von Längsparken parallel zur Fahrbahn wäre den Richtlinien entsprechend möglich.
  • Eine Anordnung von Senkrecht-Stellplätzen wäre allenfalls eingeschränkt auf die Fahr- zeugklasse der Kleinstwagen möglich, wie zum Beispiel Smart oder VW up, und müsste durch bauliche Maßnahmen, wie zum Beispiel Poller, unbedingt begrenzt werden, da sonst bereits parkende Kompaktklassewagen etwa einen Meter in den Gehbahnbereich hinein rei- chen würden.

Fuss e.V. unterstreicht, die stadträumlichen Qualitäten der Stadt Leipzig dürften nicht immer weiter den privaten Anliegen von Autobesitzern geopfert werden. „Selbst wenn der Bestand an PKW ́s in Leipzig noch weiter zunehmen sollte, so könne dies nicht automatisch bedeu- ten, dass deshalb der Raum für die Fußgänger fortlaufend stärker eingeengt wird – und gleichzeitig die vorhandenen Parkhäuser untergenutzt bleiben,“ so Bertram Weisshaar von der Leipziger Ortsgruppe Fuss e.V.. Diese verweist auf die letzte Verkehrserhebung „Mobili- tät in Städten – SrV 2008“, nach welcher in Leipzig 42 % der Haushalte auf die Mobilität des Umweltverbundes vertrauen und keinen privaten PKW besitzen (Nach den Erhebungen der Kommunalen Bürgerumfrage 2010 sind es 38 %).

Irritiert zeigt sich Fuss e.V. über die in dem Artikel vom 25.04. 2012 zitierte Äußerung der Chefin des Verkehrs- und Tiefbauamts Edeltraut Höfer. Mit ihrer Aussage, die Grundsätze des geltenden Stadtentwicklungsplan »Mobilität und Öffentlicher Raum« seien ja „nur“ als Richtlinie zu werten, stellt sie leichtfertig den Sinn des erst vor wenigen Wochen initiierten Runden Tisches „Öffentlicher Raum & Mobilität“ in Frage. Dreißig Vertreter von Verbänden und Initiativen haben sich bereit erklärt, über einen Zeitraum von zwei Jahren kontinuierlich an der Formulierung von Richtlinien für die Gestaltung der zukünftigen Mobilität mitzuarbei- ten. Doch wozu, so könnte sich vielleicht der ein oder andere Mitwirkende fragen, wenn das Verkehrs- und Tiefbauamt sich scheinbar nur wenig an solche Vorgaben gebunden fühlt, wenn dieses bereits gegenüber einem privaten Anliegen von gerade einmal 17 Autofahrern die geltenden und vom Stadtrat bekräftigten Richtlinien aufzugeben bereit scheint?

 

Pressemitteilung des
Fuss e.V. Fachverband Fußverkehr Deutschland
Ortsgruppe Leipzig
vom 30.4.2012